Auf einer Reise über den Balkan hört man diesen einen Satz ganz oft. Immer dann, wenn man das Gespräch mit den Menschen auf den staubigen Straße sucht, in den Cafés und in den kleinen Geschäften. Wenn man fragt, wohin man gehen soll, besonders in Mazedonien. Der Satz ist kurz.
„Ohrid, most beautiful.“
Ganz im Süden des Landes, an der Grenze zu Albanien liegt der älteste Süßwassersee Europas und der gleichnamige Ort. Aufgrund seiner einst 365 Kirchen und Moscheen, ein Gotteshaus für jeden Tag des Jahres, wird Ohrid auch das Jerusalem des Balkans genannt. Es gibt hier eine Forelle, die nirgends sonst auf der ganzen Welt lebt, die Ohrid-Forelle. Sie hat hier die letzte Eiszeit überlebt. Im Westen hat kaum jemand jemals von diesen Namen gehört.
Unzählige Moscheen und Kirchen stehen zwischen den Häusern und entlang der engen Gassen: Da ist die Ali-Pascha Moschee von 1571, die größte der zehn erhaltenen Moscheen, die die Kriege des letzten Jahrhunderts überstanden haben. Die Kreuz-Moschee, die 1466 an der alten Straße nach Bitola erbaut wurde und die kleine Hadschi-Hamzah-Moschee am Hang des Hügels Deboj. Keine fünf Fußminuten weiter steht die Kirche der Heiligen Gottesmutter Peripleptos, von der aus jahrhundertealte Kopfsteinplasterwege in gezackten Kurven wie ein Netz durch die Altstadt führen, zum See hinab, entlang des antiken hellenistisch-römischen Theaters den Hügel Gorni Saraj hinauf zur Festung des Zaren Samuil oder vorbei an den weißen, überhängenden osmanischen Häusern mit ihren vielen über das Wasser schauenden Fenstern. Da ist die orthodoxe Sveti Pantelejmon, die ehemalige Klosteranlage des Heiligen Kliment, die Sophienkirche aus dem 11. Jahrhundert und ganz nah davon die Sveti Nikola Gerakomija, in der die Gebeine des Heiligen Kliment liegen.
Am schönsten aber ist die Kirche des Heiligen Johannes von Kaneo, die gleich unterhalb der Festung auf einem Vorsprung über den See ragt. Man kommt hier entweder über einen schmalen Pfad den Hügel hinab oder entlang eines Steges unterhalb der Felsen her, die jäh aus dem Wasser emporsteigen. Sie ist umringt von steinernen Mauern, über glatte Stufen kann man zum Wasser hinab steigen. Vereinzelt stehen schmal in die Höhe ragende Nadelbäume, hölzerne Bänke flankieren einen massiven Tisch aus Stein und am Ufer wachen uralte Laubbäume, deren Blätter sich im Herbst golden und rot färben und durch deren Astwerk der vom See wehende Wind fährt. Neben den Stämmen liegen im Herbst die pastellfarben bemalten Boote an Land, die Rümpfe zeigen gen Himmel und das Licht eines am Fuße der Felsen liegenden Restaurants fällt schwach auf den breiten Steg. Über den Köpfen der Besucher ziehen vereinzelt Möwen ihre Bahnen.