Mein Marmor liegt weiß und blank in der Sonne. Ich wiege mich nicht, ich stehe still. Grazie kommt nicht nur aus der Bewegung, sondern auch von der Kunst Ruhe zu bewahren. Zu meinen Füßen gehen sie. In Scharen, in Gruppen, zu Zweit, selten alleine. Die Alleingänger sind mir von allen die Liebsten und gleichzeitig die Unwürdigsten. Sie reden weniger, gaffen dafür mehr. Machmal schlendern sie so wehmütig, dass ich sie in meine Arme schließen möchte, aber ich stehe still. Es gibt eigentlich keinen Platz für die flüchtigen Emotionen der Passanten in jahrhundertealtem Marmor.
Sie posieren und sie lächeln, sie verlustieren sich und sie sind scheu wie die Rehe im Wald. Sie berühren meine Seiten, meine Flanken, meine Steine, sie lehnen und sie streichen, sie blitzen und sie starren. Sie verhallen mit ihrem Gelächter, sie ritzen in die Oberfläche und sie gehen vorüber.
Zurück bleiben die Versprechen und die Bündel ihrer Geschichten, in die sie mich hüllen. Liebe und Ewigkeit. Erkenntnis und Wehmut. Zerbrochene Linien und verwirkte Gesten. Sie schenken mich ihrer Liebsten in Gedichten und Nachrichten. Sie machen mich zum Teil ihrer irren Posen und leeren Tänze. Sie schreiben mir ihre Geschichten ein, als wäre ich ein leeres Blatt. Zu meinen Füßen und auf meinen Flanken wiegen sie schwer, all diese vergänglichen Momente der Menschenleben, die noch niemals für die Ewigkeit gemacht waren. Ihre Gespenster ziehen durch meine Gänge und singen zerronnene Lieder. Auf immer verbannt ist doch nichts für die Ewigkeit gemacht in Menschenjahren.
Und sie sangen von der Liebe und waren doch bereits verloren. Und sie sangen von der Liebe und waren doch nie bereit dafür. Und sie sangen von der Liebe, so rein wie Diamanten und vebrannten am Ende die Asche ihrer Träume zu Kohlen so schwarz wie die Nacht.
Mein Marmor ist schmutzig geworden davon. Von den Feuern und Fehden, den Wünschen und Stürmereien. Als Statist gefangen in tausenden Geschichten wandle ich seither umher und träume vom Beginn meiner Tage. When I was white and Holy.
I never knew love until I promised Bridgette that before I die, I’d burn down Montmarte so she could gaze upon the Sacre Coeur naked white and holy.
(Beirut – „The Flying Cup Club“)
Alle hellen Gebäude, die uns einfallen:
- Paris: Sacre Coeur – 48° 53′ 12″ N, 2° 20′ 34″ O
- Rom: Colloseum – 41° 53′ 24″ N , 12° 29′ 31″ O
- Siena: Duomo – 43° 19′ N , 11° 20′ O
- Barcelona: Sagrada Familia – 41° 24′ 13 ″ N , 2° 10′ 28″ O
- Uttar Pradesh: Taj Mahal – 21° 25′ 8″ N 39° 49′ 35″ O