Als ich noch so viel jünger war und kaum eine Idee hatte von jenen traurigen Tagen, die man beinahe unausweichlich erleben muss und durch sie älter wird, lief ich in kalten Winterstunden durch den Jardin du Luxembourg, sah die kahlen Äste an, die sich vor dem Grau des Himmels erhoben, und war einsam und glücklich. Noch heute – auch wenn seitdem viele Jahre vergangen sind und ich ein Anderer geworden bin – sehe ich noch immer die kondensierte Atemluft in der Rue Jean-Pierre Timbaud aufsteigen, den Fahrradlenker, das in Bewegungsunschärfe verschwimmende Kopfsteinpflaster und die Fassaden der Häuser, die auf diese besondere Weise nur in Paris zur Erinnerung werden.
Zu einer ähnlichen Zeit schmolz der Schnee nicht in Berlin und wir warfen ihn von einem Gehsteig hinüber zum anderen. Das orangene Licht der Straßenlaternen schien niemals wieder so wie in diesen Zeiten. Es war beinahe wie damals, als wir Jugendliche durch das Dorf rannten und den Schnee mit diebischer Freude in die offen gelassenen Fenster warfen, als wir uns hinter der Kirchenmauer versteckten und eine Barriere bauten aus dem Schnee, damit die Fahrzeuge halten und umkehren mussten. Eine Salve Schneebälle prasselte dann jeweils auf die Windschutzscheiben der Wagen. Beinahe jeder Heranwachsende unseres Ortes war da und selten bildeten wir eine solche Gemeinschaft wie an diesem Abend. Die Stiefel und steif gefrorenen Hosen hinterließen dann große Pfützen in den Hausfluren.
Später – in den Jahren der Pubertät und danach – zerfiel unsere Gemeinschaft und verging.
Im letzten Jahr, ich war inzwischen schon älter als dreißig Jahre, ging ich im Morgennebel – fernab der Straßen der Kindheit – zwischen den Bergen, den Häusern einer Stadt und dem Wasser die Promenade entlang. Da lagen die Boote vertaut und friedvoll und kalt war ihnen. Ich konnte ihnen nicht helfen, und das zerrte noch lange an mir.