„Ich wünschte, ich wäre noch immer dort. Island,“ sagt das Mädchen in die Stille ihrer Begleiter hinein. „Seit ich zurück bin, ist sie mir nicht mehr geheuer diese Stadt, die ich als Heimat auserkoren habe. Die Menschen, sie sind mir zu viele seither.“

Das Schweigen in den Gesichtern der anderen verrät zunächst kaum etwas, bis einer zu sprechen anfängt. Die Worte kommen zögerlich, haben jedoch schon eine Reise durch die innersten Gedanken hinter sich. Jeder von ihnen scheint etwas zu spüren für das an Ecken und Enden noch die Sinn bringenden Sätze fehlen. Island, die Insel, die das Eis im Namen trägt, hat jedem etwas mitgegeben von dem Gefühl, ein durch und durch besonderer Ort gewesen zu sein.

Etwas über 300 000 Inselmenschen stehen 80 Millionen Landmenschen gegenüber, blicken 3,5 Millionen Stadtmenschen in Berlin an, an dessen Flughafen sie nun wieder stehen. Ausgespuckt nach einer Woche am für sie gefühlten Nordende der Welt.

Das Versprechen dieser Insel ist Sicherheit. Es ist die Idee verschont zu bleiben von zu vielen Menschen, gut geschützt von wilden Wassern zu allen Seiten. Der Mythos eines Ortes, an dem Rückzug noch möglich scheint.

Und doch schwingt da noch etwas anderes mit. Eine fein spürbare Gefahr, die stets lauert. Schnee, der plötzlich in ungeahnten Mengen vom Himmel fällt. Wind, der so stark pustet, dass man sich fragt, ab wann ein Auto davon getragen wird. Einsamkeit, die deutlich macht, dass man hier nicht notgedrungen gefunden wird, auch wenn man sich das wünschen sollte. Rauheit, sobald man die Türe öffnet. Eine Natur, die uns Menschen nur duldet, uns aber auch wegwischen kann. Wie Murmeln auf einer glatten Fläche.

Und vielleicht ist es doch der richtige Ort. Richtig, weil er Spiegel einer stürmischen Seele sein kann, die innere Leere durch die äußere Einsamkeit übertrumpfen und so zur Geliebten wird, in der wir uns verlieren können.

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