Es scheppert und es kracht. Einmal draußen und dann noch einmal als Nachhall in meinem Kopf. Ich wälze mich und mein Körper ächzt ein wenig auf der dünnen Matte unseres Lagers. Durch den Spalt des weinroten Vorhangs linst mein Auge ohne Vorwarnung nach Draußen. Ich möchte nicht wach sein, aber bin es. Mein Kopf fängt an zu funktionieren und Gedanken zu spinnen. Das ist der fatale Moment, ich weiß es genau und bin doch im Widerspruch des nicht abwendbaren Aktionismus gefangen.

Ich bin ein Mensch, der wach ist, auch wenn er müde ist. Draußen kracht es, ein Blitz zuckt über den Himmel. Es ist die zweite Unwetternacht in Folge und ich stelle mir vor, was unter dem Mantel der Finsternis und durch die Brutalität des Naturmoments geschehen könnte. Meine Gedanken erzählen Geschichten. Mir bleibt nun nicht mehr viel. Ich kann versuchen an einzelne Worte zu denken und sie im Stillen mantrenhaft vor meinem inneren Auge aufleuchten zu lassen. „Schlaf“ hat selten gut funktioniert.

Ich rücke näher. An seinen Rücken. Ich schlinge einen Arm um den Brustkorb, der sich sanft und in regelmäßigen Zügen hebt und senkt. Friedlich und warm, ich sauge für einen Moment seinen Geruch ein, sanft und friedlich, denn ich will ihn weder wecken, noch diesen Moment zwischen den Welten – seinen Träumen und meinem erschöpften Wachsein – vermischen. Ich will langsam hinüber gleiten, dorthin, wo er Ruhe gefunden hat. Einatmen und ausatmen. Es kracht wieder. Ich linse nicht, sondern blicken nach Innen. Dort, wo es Dunkel ist und tief, gleite ich irgendwann hinab. Dort, wo es kein Wissen um Raum und Zeit mehr gibt, bette ich mich. Bis ich wieder wach bin und noch immer müde. Ich bin ein Mensch, der wach ist, auch wenn er müde ist.