Rom, Italien, 41° 53′ N, 12° 29′ O

Eine Fahrradstrecke führt am Tiber entlang, von den Ausläufern der Stadt im Norden bis ins Zentrum. Eine weiße, gestreifte Linie trennt die Fahrtrichtungen des roten Belags. Die Strecke führt unter Brücken hindurch, in deren Schatten die Matratzen der Obdachlosen liegen, an Kleingartenanlagen vorbei, an Cafés, Reparaturwerkstätten und Sportplätzen. Man braucht etwa 30 Minuten von der Flaminio Village, dem am nächsten am Stadtzentrum gelegenen Campingplatz, bis zum Vatikan oder zur Endstation der Linie A, die nach Termini fährt und dort die zweite U-Bahnlinie der Stadt erreicht. In weniger als 45 Minuten erreicht man das Kolloseum, das Forum Romanum und den Palatin. Nachts jedoch verwandeln sich die letzten 10 Minuten des Weges in einen unheimlichen, düsteren Zwischenort. Schilfgras steht hoch am Wegesrand und verwehrt selbst bei Tag den Blick auf den Fluß. Auf der dem Wasser gegenüberliegenden Seite verdorrt das Gras, der Wind verteilt den Müll über die ausgetrockneten Felder. Ein Campingwagen steht verlassen da, und auch hier tritt der Müll knöchelhoch aus der geöffneten Tür. In der Ferne verlaufen die Bahngleise, herunter gekommene Hütten flankieren die Felder. Die Straßenlaternen enden mit den letzten Sportplätzen und es wird dunkel. Die Lichter der Fahrräder funktionieren nicht und wir leuchten mit der Taschenlampe des Telefons den Weg nur spärlich aus, als wir nicht weit von uns, zwischen Schilf und Fluss plötzlich den ersten Hund bellen hören. Es raschelt im Unterholz, das Bellen kommt näher. Es ist klar, der Hund rennt parallel zu uns und verfolgt uns. Zu unserer Linken erwidert ein zweiter Hund das Bellen aus einiger Ferne. Wir beschleunigen das Tempo trotz der Dunkelheit und fahren so für einen kurzen, klammen Moment weiter, als in unserem Rücken plötzlich das Schleifen von Pfoten auf dem Asphalt zu hören ist. Als ich mich auf dem Fahrrad umdrehe und mit der Taschenlampe hinter uns leuchte, flackern die gelben Augen des Hundes auf, keine zehn Meter hinter uns. Ich sehe die bebenden Nasenflügel, die fliegenden Lechzen im Rhytmus des Laufs. Die gebleckten Schneidezähne grinsen mich an. Ein Ruck geht durch meinen Körper und ich rufe Livia zu, schneller zu fahren. Alles wird auf eine seltsam Art ruhig um uns herum, nur der Zweivierteltakt der Pfoten auf dem Asphalt hinter uns gibt den Rhytmus vor. Wir beschleunigen immer weiter und fliegen jetzt durch die Dunkelheit, ohne uns noch einmal umzusehen. Erst einen Kilometer später erreichen wir die ersten Lichter von Due Ponti. Das erste Geräusch, das wir wieder wahrnehmen, ist das Rattern der Fahrräder über die Blanken der Brücke über einen Zulauf des Tibers. Als wir die Fahrradstrecke verlassen und die erste Straße des Industriegebietes erreichen, atmen wir erleichtert auf. An der nächsten Straßenecke überquert gerade eine Prostituierte von einem Lastwagen kommend die Straße. Ihr leichter, dunkler Umhang weht im Wind, darunter ist sie bis auf schwarze Spitze nackt. An der nächsten Kreuzung am Zubringer zur Umgehungsstraße sitzt eine weitere Frau in hohen Absätzen und Mantel und raucht eine Zigarette. Rom, ewige Stadt, denke ich.

Camping in Rom

  • Die Camping Village Flaminio im Norden von Rom ist so gut wie ein Stadtcampingplatz sein kann. Auf den sauberen Toiletten spielt klassische Musik, es gibt einen Pool, der jeder Hotelanlage Konkurrenz macht, eine Restaurant, eine Bar und einen Infopoint, an dem einem gerne geholfen wird.
  • Die Stellplätze für Vans und Wohnmobile und die Zeltplätze liegen im Schatten und wir haben im September 12,50 € pro Person und Nacht gezahlt.
  • Die Verbindung in die Stadt ist gut: Zwar muss man ein Stück an der Straße entlang laufen, um zum Bahnhof zu gelangen, ist dann aber in kaum 10 Minuten am Piazza Di Popolo. Mit dem Taxi kostet es ca. 20 Euro, wenn man nachts in einem der belebten Viertel ausgeht und sich den Nachtbus sparen will.
  • Die Fahrradstrecke vom Campingplatz am Tiber entlang ist beinahe genauso gut, in weniger als 30 Minuten ist man am Vatikan. Nur nachts sollte man sie wegen der wilden Hunde besser nicht fahren, wie wir ja leidvoll festgestellt haben.